Michel Tournier

Michel Tournier, geboren am 19. 12. 1924 in Paris. Seine Eltern, beide Germanisten, unterhielten vielfältige Beziehungen zu Deutschland. Tournier studierte Jura, Philosophie und Literatur in Paris und Tübingen (1946–1950). Nach einem gescheiterten Versuch, die Auswahlprüfung für das Lehramt zu bestehen, arbeitete er als Verlagslektor, Rundfunkjournalist und Übersetzer. Relativ spät trat er als Schriftsteller hervor. Neben Literatur und Philosophie galt sein Interesse vor allem der Fotografie. Mitglied der Akademie Goncourt ab 1972. Tournier lebte über 50 Jahre im Pfarrhaus von Choisel, einem Hundert-Seelen-Dorf im Chevreuse-Tal südlich von Paris. Zuletzt hatte er sich zunehmend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Tournier starb am 18. 1.  2016 im Alter von 91 Jahren.

*  19. Dezember 1924

†  18. Januar 2016

von Christiane Röhrbein

Essay

Fünfzehn Jahre lang füllte Michel Tournier seine Schubladen mit unbrauchbaren Manuskripten. Als er schließlich 1967 seinen ersten Roman „Freitag oder im Schoß des Pazifik“ vorlegte, erntete der bis dato unbekannte Schriftsteller auf Anhieb viel Beifall. Eine abgespeckte Version der Robinsonade hat sich im Laufe der Jahre zu einem bislang sieben Millionen Mal verkauften und in 40 Sprachen übersetzten Schulbuchklassiker entwickelt. Drei Jahre nach dem Erscheinen des ersten „Freitag“ erschien ein Roman, der vor allem in Deutschland eine lebhafte Debatte auslöste: „Der Erlkönig“. Dieses opulent angelegte Werk, das ...